In der Startphase der Selbstständigkeit oder mit Kindern wählen viele Existenzgründer das Homeoffice als günstige Alternative zum ersten eigenen Büro. Das ist nicht in jedem Fall empfehlenswert und es gilt, die Vor- und Nachteile für sich abzuwägen.

Vereinsamung

Während manche Gründer sich über die neu gewonnene Freiheit in den eigenen vier Wänden und über konzentriertes Arbeiten ganz ohne ständiges Störfeuer durchaus freuen können, klagen andere recht bald über zu viel Ruhe. So vermissen sie besonders den vom Angestelltendasein vertrauten Austausch im Kollegenkreis oder den inspirierenden Kontakt zu anderen Selbstständigen.

 

Überarbeitung

Da Unterlagen und Büroausstattung im Homeoffice quasi jederzeit greifbar sind, ist die Versuchung natürlich auch groß, ständig etwas zu erledigen, „das noch fertig werden sollte“. Das führt dazu, dass man irgendwann permanent arbeitet und verpasst, Grenzen zwischen Arbeit und Privatem zu ziehen. Da möchte man zum Beispiel am Abend nur noch kurz eine wichtige E-Mail schreiben und kehrt erst nach zwei Stunden zum Partner bzw. zur Familie zurück. Oft passiert dies auch an Wochenenden und Feiertagen, dann ist die 60-Stunden-Woche keine Seltenheit mehr. Es besteht die Gefahr, dass man gar nicht mehr abschalten kann und sich bis zum Burnout überfordert.

 

Ablenkung

Auch der umgekehrte Fall kann eintreten, dass man sich daheim zu schnell und zu leicht von der Arbeit ablenken lässt. So ist es schwierig, jüngeren Kindern zu erklären, dass Papa oder Mama im Moment nicht zu sprechen sind, obwohl sie doch anwesend sind. Auch der Partner bittet vielleicht um kleine Erledigungen, weil man ja gerade erreichbar ist. Wer in solchen Fällen keine Grenzen setzt, kommt schnell an sein Limit.

 

Selbst der eigene Haushalt kann vom effektiven Arbeiten ablenken. Besonders Frauen neigen sehr gern dazu, dass sie schnell noch aufräumen, bevor sie sich an den Schreibtisch setzen. Ebenso schnell könnten sie auch die Waschmaschine laufen lassen und den Geschirrspüler ausräumen. Das liegt natürlich in Teilen immer noch auch daran, dass sie sich früher oder später „sowieso“ um diese Dinge kümmern, warum also nicht gleich – und es arbeitet sich doch viel konzentrierter ohne diese ganzen Nebenbaustellen im Hinterkopf … Und so können ruckzuck ein bis zwei Stunden vergehen, in denen man besser produktiv an beruflichen Projekten gearbeitet hätte. Wäre man dagegen im Büro, hätte man gar nicht erst die Wahl.

 

Bequemlichkeit und Bewegungsmangel

Viele Selbstständige im Homeoffice berichten, dass sie oft mittags noch im Pyjama am Schreibtisch sitzen, weil sie vor dem Frühstück schnell mal die E-Mails durchlesen wollten – und plötzlich war der Vormittag vorbei. Da sie nicht ins externe Büro wechseln, ist es auch nicht erforderlich, dass sie sich geschäftsmäßig kleiden.

 

Weil es so viel zu erledigen gibt, bleibt oft auch die körperliche Bewegung auf der Strecke. Einige Gründer merken die Verbindung von Arbeiten und Wohnen an ihrer Figur, denn der Kühlschrank ist gefährlich nah, auch das Sofa für ein kurzes Nickerchen.  Dies alles kann zu einer Überlässigkeit im Umgang mit sich selbst und seiner Zeit führen.

 

Große Probleme schildern mir Selbstständige, deren Partner ebenfalls zu Hause arbeitet. Weil man mit wenigen Ausnahmen den ganzen Tag zusammen ist, wird es schwierig, sich am Abend noch etwas zu erzählen. Der Partner hat ja längst alles mitbekommen – ob er wollte oder nicht.

 

Alternative externes Büro

Die Anmietung eines eigenen Büros ist, je nach Lage und Größe, dennoch ein wesentlicher Kostenfaktor. Zudem ist man meist über einen längeren Zeitraum vertraglich gebunden. Das Büro sollte außerdem ansprechend ausgestattet sein, so dass weitere Investitionen erforderlich sind. Zusätzlich muss eine Kaution entrichtet werden, was diesen Geldbetrag der direkten Verfügbarkeit entzieht.

 

Jedoch muss es nicht gleich ein eigenes Büro zur Dauermiete sein. Eine günstigere und sehr flexible Alternative ermöglicht der Coworking-Arbeitsplatz. „Coworking Spaces“, die inzwischen in fast allen Großstädten zu finden sind, stellen in ihren Räumen den gewünschten Einzel- oder Teamarbeitsplatz zur Verfügung, ebenso Infrastruktur wie Internetzugang, Telefon, Drucker etc. In der Regel kann man dort auch einen Besprechungsraum für Kundentermine anmieten, der bestenfalls mit Technik wie Beamer oder Bildschirm, Konferenzanlage und Flipchart ausgestattet ist. Solch ein Besprechungsraum verursacht also nur dann Kosten, wenn er wirklich benötigt wird.

Auch ein Schreibtisch in einer Bürogemeinschaft bietet sich als externe Alternative an. Wie der Coworking-Arbeitsplatz ist dieses Konzept besonders ideal für Solo-Selbstständige sowie für Freiberufler aus der Tech-, Beratungs-, Kreativ-, Marketing- und Kommunikationsbranche. Hierbei teilt sich die Gemeinschaft alle anfallenden Kosten und Nebenkosten für eine Büroetage.

 

Sie sehen, dass es für jeden Geldbeutel eine geeignete Lösung gibt. Fragen Sie sich, ob es sich wirklich lohnt, die potenziellen Nachteile in Kauf zu nehmen, nur um Geld zu sparen. Sollten Sie aus finanziellen Gründen wirklich nicht in der Lage sein, eine der genannten Alternativen zu wählen, verabreden Sie sich in diesem Fall hin und wieder zum Essen oder auf einen Kaffee mit anderen Selbstständigen, Kunden und Geschäftspartnern, um den Anschluss nicht zu verlieren